
FOCUS-MONEY: Wird es den Euro Ende 2019 noch geben?
Frank Walter: Sicher. Denn der politische Wille hält ihn am Leben. Es dürfte aber immer mehr eine Schattenwährung geben.
MONEY: Was meinen Sie damit?
Walter: Ich meine die künftige Differenzierung zwischen dem Geld auf dem Konto und dem im Portemonnaie. Es wird letztlich zwei Euro-Welten geben, eine physische und eine elektronische. Die Bedeutung des Bargelds rückt dabei immer mehr in den Hintergrund.
MONEY: Wie beurteilen Sie das Risiko einer Euro-Währungsreform?
Walter: Zunächst muss man wissen, dass es bei einer Währungsreform ,nur‘ um die Neubewertung einer Zahl per staatliches Dekret geht, so wie in der Geschichte zum Beispiel 1987 unter Bettino Craxi aus 100 Millionen italienischen Lira 100.000 Lira wurden. Die viel spannendere Frage ist, warum es zu einer Währungsreform kommt.
Währungsreform ist Tausch von Guthaben der Bürger gegen Schulden des Staates
MONEY: Ihre Antwort?
Walter: Die Ursache ist stets dieselbe: Schulden. Dabei ist es zunächst gar nicht schlimm, wenn ein Staat Schulden macht, da er faktisch Leistungen erbringt, zum Beispiel Infrastruktur und Bildung. Wenn aber der Punkt erreicht ist, bei dem die Schulden, so wie jetzt, nur noch durch beliebiges Drucken von Papiergeld gedeckt werden können, wird es kritisch. Dann kommt es immer zu einer Währungsreform.
MONEY: Was bedeutet das für den Bürger?
Walter: Vereinfacht gesagt, ist eine Währungsreform nichts anderes als der Tausch von Guthaben der Bürger gegen die Schulden des Staates.

Wahrscheinlichkeit für Euro-Währungsreform liegt bei 100 Prozent
MONEY: Wie könnte eine Euro-Währungsreform ablaufen?
Walter: Irgendwann wird eine neue Währung eingeführt. Ob das bedeutet, dass die Deutschen wieder die D-Mark bekommen oder ob es einen Nord- und einen Süd-Euro gibt, spielt dabei keine Rolle. Dem neuen gedruckten Geld wird eine spezifische Kaufkraft zugewiesen, die nach allen Erfahrungen in der Vergangenheit nur einem Zehntel der des alten entspricht.
Walter: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es 13 Merkmale gibt, die als Indikation für das Näherrücken einer Währungsreform gewertet werden können. Acht davon sind erfüllt, etwa die Aufgabe des Goldstandards. Der genaue Zeitpunkt einer Euro-Währungsreform lässt sich nicht vorhersagen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt aber bei 100 Prozent.
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EU-Währungsreform vernichtet 90 Prozent der Geldwerte
MONEY: Worauf sollten Anleger als Nächstes achten?
Walter: Da wäre zum einen das Anspringen der Inflation, was einer schleichenden Enteignung gleichkommt. Ein weiteres Warnzeichen ist, wenn der Erwerb von Sachwerten erschwert wird, der Staat also zum Beispiel auch für den Kauf physischen Goldes die Mehrwertsteuer einführt. Dass man dem Bürger das Bargeld in der Funktion als Wertspeicher wegzunehmen versucht, ist ein drittes Indiz.
MONEY: Wie können sich Anleger vorbereiten?
Walter: Das Wichtigste ist zunächst, eine persönliche Vermögensbilanz aufzustellen. Auf der einen Seite stehen die Geldwerte, also das Tages- und Festgeld, die Lebensversicherung oder der Bausparvertrag. Auf der anderen Seite listen Anleger ihre Sachwerte auf wie Immobilien und Edelmetalle. Und natürlich Aktien. Dann muss man sich vor Augen halten, dass bei einer Währungsreform circa 90 Prozent der Geldwerte vernichtet werden. Die Vermögensverluste bei Sachwerten hingegen sind viel geringer. Ein Sachwert wird nach einer Währungsreform zudem wieder an Wert gewinnen – oder schon währenddessen, so wie Gold.
Der Text erschien zuerst in FOCUS-MONEY, Ausgabe 13/2019
Quellen: focus.de/archiv / https://platincoinsite.blog