In Zug steht die erste Schweizer Krypto-Bank am Start. Die Seba Crypto AG verfügt über Fachleute, die nötigen Mittel und hat eine Banklizenz beantragt. –

Zug ist das Herz des «Crypto Valley». (Bild: Christoph Ruckstuhl / NZZ)
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In Zug wird für eine Krypto-Bank mit der grossen Kelle angerührt. Die Seba Crypto AG hat in einer Privatplatzierung 100 Mio. Fr. aufgenommen und bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) eine Bank- und Effektenhändlerlizenz beantragt – im optimalen Fall wird diese im zweiten Quartal 2019 erteilt. Eine Brücke zwischen den traditionellen Währungen (Fiat) und den Krypto-Anlagen will CEO Guido Bühler mit einer neuen Bank bauen. Dafür brauche es einen vertrauenswürdigen Partner, und dafür eigne sich nur eine voll regulierte Universalbank. Eine solche gibt es bis heute im Krypto-Bereich in der Schweiz nicht.
Bis anhin nur Teillösungen
Bisher wurden von Anbietern nur allein stehende Produkte angeboten. Die dafür oft neugegründeten Unternehmen unterstellten sich dabei einer Selbstregulierungsorganisation, erhielten die Zulassung zum Fondsvertrieb oder Ähnliches. Seba will dagegen ab Mitte 2019 ein vollständiges Angebot anbieten, das sich auf vier Bereiche abstützt.
Ein Standbein heisst auf Neudeutsch «Custody Storage». In diesem Bereich werden Transaktionen abgewickelt und Depotbank-Funktionen für Krypto- und digitale Vermögenswerte angeboten. Dabei würden die strikten Auflagen zum Geldwäschereigesetz und zu KYC (know your customer) eingehalten. Das neue Institut wird die Assets in eigenen, «sehr sicheren» Speichern aufbewahren. Weil das Unternehmen «von der grünen Wiese aufgebaut wird», können die neusten Technologien verwendet werden, die nach Angaben der Gründer eine tiefe Kostenbasis ermöglichen.
Konten für Blockchain-Startup
Auch Bankverbindungen für Krypto-Unternehmen will Seba anbieten. Jungunternehmen beklagten bisher, dass sie bei Banken keine Kontoverbindung unterhalten könnten und wenn doch, dann zu unverschämten Konditionen. Die Schweizerische Bankiervereinigung hat vor wenigen Tagen einen Leitfaden herausgegeben, der diesen Missstand entschärfen helfen soll.
Die Seba-Bank soll zudem eine Handelsplattform anbieten für Transaktionen in Kryptowährungen. Bis anhin haben 90% der Transaktionen ein Volumen, das kleiner ist als ein Bitcoin. Die Plattform soll institutionellen Anlegern grössere Transaktionen ermöglichen. Seba will aber keine Krypto-Börse sein und nicht als Vermittler agieren, sondern immer als Gegenpartei. Dabei werde auch geprüft, ob es sich um «saubere» Coins handle.
ICO und Research
Der Bereich «Crypto Corporate Financing» soll KMU ermöglichen, ihre Expansionspläne mit Krypto-Finanzierungen umzusetzen. Ein Mittel dafür könnten etwa ICO (Initial Coin-Offering) sein. Auf diese Art sollen die Kunden in der Lage sein, sicher und «sauber» neue Mittel aufzunehmen. Als weitere Dienstleistung werden im Bereich «Asset and Investment Management» eigene Anlageprodukte wie Fonds und Zertifikate angeboten. Aber auch Research soll von diesem Geschäftsbereich erarbeitet werden und den Kunden zur Verfügung stehen.
«Als ich vor einigen Jahren mit der Projektentwicklung begann, stellte ich fest, dass sich viele Industrieunternehmen im Gegensatz zu Finanzinstituten bereits intensiv mit der Blockchain-Technologie auseinandersetzten», sagt Bühler. Unter den Initianten der neuen Bank findet sich etwa der Westschweizer Industrielle Sébastien Merillat. Für die erste Finanzierungsrunde fand Seba eine «gute Mischung» aus privaten und institutionellen sowie in- und ausländischen Investoren. Die Konsolidierungsphase im Krypto-Sektor werde länger dauern, als die meisten jetzt erwarteten, glaubt Bühler. Die aufgenommenen Mittel würden aber ausreichen, eine allfällige Durststrecke zu überwinden.
Von der Bank zur Krypto-Bank
Mit Andreas Amschwand, dem ehemaligen Leiter des Währungshandels der UBS, wird ein branchenbekannter Fachmann den Seba-Verwaltungsrat präsidieren. Mit Reto Kunz, ehemaliger Chief Risk Officer der BSI, und Urs Zulauf, ehemaliger General Counsel bei der Finma und Steuerexperte bei der Credit Suisse, weist das Gremium weitere bekannte Köpfe auf.
Nach Erhalt der Banklizenz wird die Seba-Bank eine zweite Finanzierungsrunde in Form eines ICO durchführen. Die Asset-Token werden einem Partizipationsschein (ohne Stimmrecht) entsprechen. Das Institut strebt ein «Click and mortar»-Institut an, also eine Bank, die nicht nur online erreichbar ist. Auch Filialen sind geplant, diese sollen aber nicht jenen einer traditionellen Bank gleichen, sondern eher Informations- und Ausbildungszentren werden.
Die Gründer streben vorerst einen Mitarbeiterbestand von 55 Personen an. Das Auswahl- und Anstellungsverfahren sei derzeit im Gang. Die Seba-Bank will auch eine Brücke zu Asien bauen und dort aktiv werden. Unter den Erstinvestoren finden sich auch Unternehmen und Privatpersonen aus diesem Erdteil.
Quellen: www.nzz.ch/finanzen – Originaltext von Werner Grundlehner / www.swissbanking.org / https://platincoinsite.blog